Zurück in die Schule – aber nicht mehr so oft wie vorher

Wir machen uns Gedanken über Homeoffice versus Büro. Angestellte werden gefragt, welchen Mix von Arbeitsorten sie wählen würden. Doch wer macht sich Gedanken zu den Lernorten für Schüler? Wer setzt sich dafür ein, dass Schüler den optimalen Mix zwischen Lernen zu Hause und Lernen in der Schule wählen können? Und wie steht es um “dritte Orte” wie Coworking oder Colearning Spaces und alle weiteren Orte in der Gesellschaft, wo Lernen stattfinden könnte?

“Die Mehrheit der Angestellten will nach der Pandemie wieder zurück ins Büro – aber nicht mehr so oft wie vorher.”

Pamela Beltrame auf SRF News

Gedankenexperiment: Schüler*innen wählen ihre Lernorte

Als Experiment habe ich in einem Artikel über den Wandel der Arbeitswelt die Wörter “Büro” mit “Schule” und “Angestellte” mit “Schüler” ersetzt. Hier das Resultat:


Lernwelt im Wandel

Homelearning wird immer mehr als Privileg wahrgenommen

Die Mehrheit der Schüler will nach der Pandemie wieder zurück in die Schule – aber nicht mehr so oft wie vorher.

Ein typischer Tag im Homelearning: Am Morgen im Pyjama die dringendsten Mails beantworten, am Nachmittag das Shirt anziehen und an der virtuellen Sitzung teilnehmen – und dazwischen immer mal wieder nach der Katze schauen.

Homelearning galt anfänglich als «Verbannung» an den heimischen Schreibtisch. Nun wird das Lernen zu Hause als Privileg wahrgenommen. Dies zeigt eine von mir erfundene Umfrage. Die meisten Schüler wollen auch nach der Pandemie nicht mehr so oft in der Schule lernen.

Der Mix aus Homelearning und Schule macht es aus

Eine grosse Mehrheit der Schüler (88 Prozent) will laut Umfrage zukünftig nicht mehr jeden Tag in der Schule verbringen. Knapp zwei Drittel der Befragten (62 Prozent) wollen auch nach der Pandemie an bestimmten Tagen zu Hause lernen. 26 Prozent möchten sich endgültig von der Schule verabschieden und komplett im Homelearning bleiben. Ganz in die Schule zurückkehren wollen immerhin 12 Prozent.

Wie würden Sie gerne in Zukunft lernen, wenn Sie die Wahl hätten?
Quelle: Selbst erfunden
Quelle: Selbst erfunden

Schulen müssten sich deshalb rasch überlegen, wie sie zukünftig das Lernen organisieren wollen. Laut Umfrageleiterin ist klar, dass flexible Lernmodelle für Schulen ein Muss sind. «Es ist einfach die Realität, da der Lernmarkt immer noch sehr umkämpft ist. Und wenn wir unseren Schülern diese Option nicht bieten, dann verlieren wir sie einfach an eine Konkurrenz.»

Produktiver im Homelearning?

Im Homelearning wimmelt es zwar vor Ablenkungen, doch die erfundene Umfrage zeigt: Die Produktivität scheint am heimischen Lernplatz nicht zu leiden. Zumindest aus Sicht der Schüler. Beinahe die Hälfte der Schüler (47 Prozent) hat gar den Eindruck, dass sie im Homelearning produktiver sind als mit ihren Kollegen zusammen in der Schule. Lediglich 16 Prozent glauben, dass sie zu Hause weniger produktiv arbeiten, während für 37 Prozent die Produktivität gleichgeblieben ist.

Wie produktiv sind Sie aktuell im Homelearning?
Quelle: Selbst erfunden
Quelle: Selbst erfunden

Gewisse Aufgaben könnten effizienter und produktiver zu Hause erledigt werden, aber: «Viele der Aktivitäten, die gerade die Schweiz so stark gemacht haben, nämlich im produktiven Bereich und im wertschöpfungsintensiven Bereich, dort dreht sich schlussendlich alles um Innovation, neue Ideen und Teamarbeit», räumt die Umfrageleiterin ein. «Wir müssen wettbewerbsfähig bleiben und ich glaube nicht, dass wir dies erreichen, wenn die Leute nur noch zu Hause lernen.»

Ein gesunder Mix ist zwingend, betont die Umfrageleiterin. Ausserdem machten für einen Hochkostenstandort wie die Schweiz 100-prozentige Homelearning-Modelle wenig Sinn. Auch wegen der Auslagerungstendenzen: «Man fragt sich dann: Müssen die Lehrer wirklich in der Schweiz sein?»

Die soziale Komponente fehlt am meisten

Die erfundene Umfrage zeigt, dass das Homelearning seine Tücken mit sich bringt. Neben Platzproblemen (20 Prozent) und fehlender Infrastruktur (22 Prozent) stellt allen voran der fehlende Austausch für viele Schüler (44 Prozent) die grösste Herausforderung dar.

Die Umfrageleiterin sieht in diesem Punkt eine grosse Chance für Bildungsinstitutionen. Schulen könnten das Bedürfnis nach persönlichen Kontakten mit Erwachsenen in der Gesellschaft und anderen Schülern wie auch die gezielte Nutzung der Digitalisierung «zu einem attraktiven Dienstleistungsangebot zusammenführen».


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Quellen