In der Schweiz besteht eine Bildungspflicht, jedoch keine Schulpflicht. Die Bildungspflicht kann entweder in der Volksschule, in einer Privatschule oder im Privatunterricht, dem sogenannten Homeschooling, erfüllt werden. Die genauen Regeln werden von den Kantonen definiert. Im Kanton Bern ist Homeschooling erlaubt.
In den letzten Jahren gab es eine Zunahme von Homeschooling. Auch wenn wir uns immer noch im Promillebereich bewegen (unter 1 Prozent), wird das Amt für Volksschule im Kanton Bern bereits nervös. Die Bildungsforscherin Tina Hascher stellt das Homeschooling unter Generalverdacht. Sie sagt selbst, dass verlässliche Studien zum Homeschooling fehlen und so tönen ihre Aussagen eher nach Bauchgefühl als nach Wissenschaft.
Mehr Bürokratie
Eltern entscheiden sich aus ganz unterschiedlichen Gründen für Homeschooling. Es braucht ein grosses Engagement und man ist auf sich alleine gestellt. Homeschooling-Familien finanzieren zwar mit ihren Steuern das Bildungssystem mit, erhalten jedoch keine Unterstützung vom Staat. Nicht nur das, ihnen werden immer mehr bürokratische Steine in den Weg gelegt.
Schule am Anschlag
Die Schule ist am Anschlag. Das äussert sich aktuell stark am akuten Lehrermangel. Als Notfallmassnahme werden vermehrt Personen ohne eine pädagogische Ausbildung angestellt.
Man stelle sich dies mal vor: Da stehen unausgebildete Lehrpersonen alleine vor Klassen mit 25 Kindern. Gleichzeitig traut man Eltern nicht zu, dass sie zu einzelnen Kindern schauen können.
Miteinander statt gegeneinander
Man mag Homeschooling gut finden oder nicht, darum geht es gar nicht. Aber wenn sich Eltern für Bildung engagieren wollen, dann sollte man sie dabei unterstützen anstatt sie mit Bürokratie und Kontrollen einzudecken.
Ich sehe Bildung als eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft. Es reicht nicht, wenn die Bildung der Kinder komplett an Schulen und Lehrpersonen ausgelagert wird. Es reicht auch nicht, wenn Kinder nur zu Hause am Küchentisch sitzen. Es braucht beides und es braucht uns als ganze Gesellschaft.
Mit dem Colearning Bern wollen wir genau dies erreichen. Wir unterstützen Eltern und Kinder auf dem Weg des Lernens mitten in der Gesellschaft. Wir bieten Lernmöglichkeiten in einem Coworking Space mit einer Community aus unterschiedlichsten Berufsgruppen. Es kommt zu Begegnungen zwischen allen Generationen. Lernen geschieht dabei ständig und in alle Richtungen.
Vielleicht können wir etwas dazu beitragen, dass sich die Gesellschaft ihrer Aufgabe in der Bildung bewusst wird und sich daran beteiligt. Das würde das Budget entlasten und den Lehrermangel beheben.
Quelle Titelbild: Sendung Schweiz aktuell vom 19.05.2022